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Ca. 1 Million Arbeitnehmer in der Schweiz befinden sich zurzeit auf Jobsuche.

Letzte Woche titelte der Tagesanzeiger "Schweizer sind latent auf Jobsuche" (https://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/karriere/Schweizer-sind-latent-auf-Jobsuche/story/27353502).  Demnach hält sich ein Drittel aller Schweizerinnen und Schweizer heute über ausgeschriebene Jobs auf dem Laufenden, auch wenn sie nicht unmittelbar einen Berufswechsel anstreben.

Dem Artikel liegt eine grossangelegte Untersuchung von JobCloud in Zusammenarbeit mit dem Link-Institut zugrunde. Ihr zufolge soll die Anzahl aktiv Stellensuchender sogar mehr als 20% aller Arbeitnehmer betragen, was bei ca. 5 Mio. Arbeitnehmer sage und schreibe 1 Mio. ausmacht. Eine unglaublich hohe Zahl! Viele dieser aktiv Stellensuchenden befinden sich noch in einer Anstellung, suchen aber aus unterschiedlichsten Gründen nach einer neuen Herausforderung. Andere blicken bereits auf eine Zeit der Arbeitslosigkeit zurück. Vor diesem Hintergrund ist es vollkommen normal, wenn sich aktiv Suchende jetzt die Frage stellen, wie sie in dem heiss umkämpften Arbeitsmarkt ihre Stellensuche überhaupt erfolgreich gestalten können. Denn dass der Bewerbungsprozess in der Regel nicht einfach ist, lernen viele Bewerber bereits nach relativ kurzer Zeit. Zu den grössten und häufigsten Problemen, mit denen Klienten in mein Bewerbungscoaching kommen, gehört, dass trotz intensiver Suche nur wenige passende Stellen im Internet gefunden werden, auf die man sich bewerben könnte oder sich Absage an Absage reiht. Da ist es wenig verwunderlich, wenn durch die fehlenden Erfolgserlebnisse die Motivation sich zu bewerben schnell im Keller ist. Wenn es aber mit dem Bewerben nicht so richtig klappt, kann es helfen, den Fokus vermehrt auf den verdeckten Stellenmarkt zu legen. Das klingt vielleicht suspekt, ist aber vollkommen ungefährlich und absolut seriös. 

 

Unter dem Begriff Arbeitsmarkt werden alle jetzt oder in naher Zukunft zu besetzenden Stellen gefasst. Der gesamte Arbeitsmarkt lässt sich in einen offenen und einen verdeckten Arbeitsmarkt unterteilen. Dabei ist der offene Arbeitsmarkt der Teil, der für alle zugänglich ist, d.h. die Stellen sind öffentlich ausgeschrieben. Online-Jobportale stellen hier für Stellensuchende den wichtigsten Kanal dar. Weitere Suchkanäle sind Unternehmens-Websites, die immer mehr an Bedeutung verlierenden Stelleninserate in Zeitungen und Zeitschriften, das RAV etc.

Bearbeitet wird dieser Markt mit klassischen Suchmethoden: Sie lesen beispielsweise eine Stellenanzeige im Internet und senden daraufhin Ihre Bewerbung. Dabei vergessen Bewerber schon mal, dass die meisten anderen Bewerber es ihnen gleich tun. Auch sie scrollen sich  tagtäglich durch die Flut an neuen und wiederkehrenden Jobangeboten der gängigen Stellenportale und bewerben sich auf Jobs, die doch fast alle gleich klingen und meistens doch nicht so richtig passen. Da ist es wenig verwunderlich, dass häufig 100, 200 und noch mehr Bewerbungen im Mailfach der Personalverantwortlichen landen. Wer sich ausschliesslich auf diese Bewerbungsstrategie beschränkt, kann von Glück reden, wenn er sich von der Masse an Konkurrenz positiv hervorheben konnte und den Job bekommt. 

 

Doch was tun? Finden Sie alternative Bewerbungskanäle, denn der offene Arbeitsmarkt umfasst bei weitem nicht alle verfügbaren Stellen. Nur ca. ein Drittel der freien Stellen werden im offenen Arbeitsmarkt gefunden. Zwei Drittel der freien Stellen befinden sich im sogenannten verdeckten Arbeitsmarkt. Sie sind noch nicht an die Öffentlichkeit gelangt und werden sozusagen "unter der Hand" vergeben. Jedes Mal, wenn eine Stelle über eine Weiterempfehlung, die Vermittlung durch Mitarbeitende, durch Headhunter oder auf Grund einer Initiativbewerbung besetzt wird, spricht man von einer Stellenbesetzung auf dem verdeckten Arbeitsmarkt. Der verdeckte Arbeitsmarkt dürfte sich zukünftig auf Kosten des offenen Arbeitsmarktes noch weiter vergrössern, da immer mehr Firmen durch eigenes Sourcing in Kontakt mit potentiellen Bewerbern kommen.

 

Ob Job- und Karrieremessen oder Gespräche mit Freunden oder alten Arbeitskollegen, Gelegenheiten zum Netzwerken warten praktisch hinter jeder Ecke auf Sie. Sie müssen nur Augen und Ohren offen halten. Denn, dass Netzwerken der Königsweg im Bewerbungsprozess ist, ist längst kein Geheimtipp mehr. Mögliche Arbeitsplätze können auch über Initiativbewerbungen erschlossen werden. Erklären Sie im Anschreiben, welches Problem Sie lösen und an welcher Stelle im Unternehmen Sie unverzichtbar sind. Bieten Sie an, was Sie für die Firma tun könnten. Und vergessen Sie nicht die Personalvermittler oder Headhunter, denn diese haben oft einen guten Überblick über offene, aber noch nicht ausgeschriebene Stellen.

 

Es gibt viele verschiedene Wege, einen Job zu finden. Nehmen Sie sich die Zeit, gezielt über andere Bewerbungsstrategien und -wege nachzudenken. Aus der Praxis weiss ich, dass viele Bewerber mit der Bearbeitung des verdeckten Arbeitsmarktes nicht nur schneller erfolgreich, sondern - wie sie mir im Coaching immer wieder berichten - sich dabei motivierter und selbstbewusster fühlen.

 

Und suchen Sie nicht länger, was Sie finden. Finden Sie lieber, was Sie suchen.

 

Ihre

Ewa Vasseur von PeopleProjects

 

 

 

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